Bericht aus dem Europäischen Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel 2024
Datum: 24.07.2025
Im Europäischen Schnellwarnsystem für Lebens- und Futtermittel (RASFF) sind Behörden von insgesamt 31 europäischen Staaten rund um die Uhr vernetzt, um Mensch, Tier und Umwelt vor potentiell gesundheitsgefährdenden Lebensmitteln, Lebensmittelkontaktmaterialien oder Futtermitteln zu schützen. Im Jahr 2024 wurden über 5.350 Original- und rund 19.000 Folgemeldungen erstellt. Dies entspricht einem Anstieg von rund 13 % im Vergleich zum Vorjahr und bestätigt den anhaltenden Trend einer verstärkten Nutzung des Schnellwarnsystems in den vergangenen Jahren.
Mit mehr als 750 Originalmeldungen erstellten die niederländischen Behörden im Jahr 2024 die meisten RASFF-Meldungen. Auf Rang zwei und drei folgen Deutschland und Frankreich mit 623 beziehungsweise 614 übermittelten Originalmeldungen. 20 % der im Schnellwarnsystem geteilten Meldungen betrafen Deutschland als Empfänger der zu beanstandenden Ware (siehe Abb. 1 und 2).
Knapp jede zweite Meldung (44 %) wurde als Informationsmeldung eingestuft. Rund 31 % der Meldungen basierten auf Grenzzurückweisungen, während 24 % als Warnmeldungen klassifiziert wurden, da das zu beanstandende Erzeugnis ein ernstes Risiko darstellte und ein unmittelbares Handeln in einem anderen europäischen Mitgliedstaat erforderlich war.
Gesamtanzahl der RASFF-Originalmeldungen in den Jahren 2021-2024 sowie Anzahl der Meldungen, die von Deutschland erstellt wurden (gelb) bzw. Deutschland als Empfänger betreffen (blau).
Quelle: Jahresberichte der Europäischen Kommission (Daten für 2021-2023;); RASFF Window (Daten für 2024, Stand: 04.06.2025).
Anzahl der von den TOP 5 Meldeländern übermittelten RASFF-Meldungen in den Jahren 2022-2024.
Quelle: Jahresberichte der Europäischen Kommission (Daten für 2022 und 2023); RASFF Window (Daten für 2024, Stand: 04.06.2025).
Meldekategorien in Bezug zu Deutschland
Von den insgesamt 1.091 RASFF-Meldungen, die Deutschland als Empfänger betrafen, entfielen etwa 92 % auf Lebensmittel, rund 5 % auf Futtermittel und etwa 3 % auf Lebensmittelkontaktmaterialien wie Geschirr, Besteck, Backformen oder Kochutensilien.
Die am häufigsten gemeldeten Produktkategorien, die Deutschland als Empfänger betrafen, waren „Obst und Gemüse“ (16 %), „Geflügelfleisch- und Geflügelfleischerzeugnisse“ (13 %) sowie „Nüsse, Nussprodukte und Samen“ (9 %). Während Produkte der Kategorie „Obst und Gemüse“ vor allem aufgrund von Pestizidrückständen und „Nüsse, Nussprodukte und Samen“ hauptsächlich wegen Belastungen mit Schimmelpilzgiften beanstandet wurden, standen bei den „Geflügelfleisch- und Geflügelfleischerzeugnissen“ insbesondere Nachweise von Salmonellen im Vordergrund. Der prozentuale Anteil der Meldungen zu dieser Produktkategorie stieg im Vergleich zum Vorjahr um sieben Prozentpunkte an, wodurch sich der im Jahr 2023 verzeichnete positive Trend wieder ins Negative verkehrte.
Diese Entwicklung spiegelt sich auch in den Hauptgefahrenkategorien wider. Während im Jahr 2023 noch 23 % der Meldungen aufgrund von Nachweisen pathogener Mikroorganismen erstellt wurden, lag dieser Anteil im Jahr 2024 bei 28 %, was einem Anstieg um fünf Prozentpunkte entspricht. Die am häufigsten gemeldeten Pathogene waren Salmonellen (> 200 Meldungen) sowie Listerien (> 45 Meldungen). An zweiter Stelle folgen, wie bereits im Jahr 2023, Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, wobei der Anteil der Meldungen zu dieser Gefahrenkategorie um drei Prozentpunkte zurückging. Betroffen waren vorwiegend Produkte der Kategorien „Obst und Gemüse“ (~ 100 Meldungen) sowie „Kräuter und Gewürze“ (30 Meldungen).
Ein weiterer Trend zeigt sich im Bereich der Lebensmittelzusatzstoffe. Der prozentuale Anteil der Meldungen in dieser Gefahrenkategorie stieg von 2 % im Jahr 2023 auf 5 % im Jahr 2024 an. Beanstandet wurden hierbei unter anderem Produkte mit zu hohen Gehalten an den Allergenen Schwefeldioxid und Sulfit sowie Erzeugnisse, in denen nicht zugelassene Lebensmittelzusatzstoffe wie Titandioxid (E 171), Carrageen (E 407) oder der Farbstoff Gelborange S (E 110) nachgewiesen wurden. Über 90 % der Produkte, die dieser Gefahrenkategorie zugeordnet wurden, stammten aus Drittstaaten wie beispielsweise China, Thailand und den Vereinigten Staaten.
Häufigste Herkunftsländer
Auch die drei häufigsten Herkunftsländer der im RASFF gemeldeten Produkte mit Vertrieb nach Deutschland sind Drittstaaten. Jeweils 7 % der beanstandeten Erzeugnisse stammten aus der Türkei, Brasilien und China. Auf den Plätzen vier bis sechs folgen mit jeweils 6 % die RASFF-Mitgliedstaaten Niederlande, Deutschland und Polen.
Während der prozentuale Anteil der Meldungen zu Produkten aus der Türkei nahezu unverändert blieb, wurde im Vergleich zum Vorjahr bei Brasilien eine deutliche Zunahme der Meldungen verzeichnet. Diese ist hauptsächlich auf eine verstärkte Anzahl von Grenzzurückweisungen aufgrund von Salmonellennachweisen in Geflügelfleisch zurückzuführen (insgesamt 62 Meldungen). Auch bei Produkten aus China wurde ein signifikanter Anstieg der Meldungen festgestellt. Die Beanstandungen sind hierbei jedoch deutlich vielfältiger und umfassen unter anderem Pestizidrückstände sowie nicht zugelassene Zusatzstoffe.
Die nationale Kontaktstelle beim BVL
Als nationale Kontaktstelle prüft das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) jede Meldung des Europäischen Schnellwarnsystems RASFF. Ist ein gesundheitsgefährdendes Produkt nach Deutschland gelangt, leitet sie die Meldung an die zuständigen Überwachungsbehörden in den Bundesländern weiter.
Vor Ort treten die Behörden mit den betroffenen Unternehmen in Kontakt. Alle erforderlichen Maßnahmen – z. B. ein öffentlicher Rückruf – werden eingeleitet, damit das Produkt schnellstmöglich vom Markt genommen und somit die Verbraucher geschützt werden können.
Stellt sich im weiteren Verlauf heraus, dass weitere Staaten mit dem Produkt beliefert wurden, wird dies ebenfalls über das RASFF kommuniziert. Weiterführende Informationen, z. B. zu Vertriebswegen und Analyseergebnissen, werden in Folgemeldungen über das Behördennetzwerk geteilt.
Das RASFF-Netzwerk umfasst neben der Europäischen Kommission, der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und der EFTA-Überwachungsbehörde (ESA) insgesamt 31 Mitgliedstaaten, darunter sämtliche EU-Mitgliedstaaten sowie die assoziierten Staaten Norwegen, Schweiz, Liechtenstein und Island.
Anzahl der RASFF-Meldungen in den Jahren 2023 und 2024, bei denen Deutschland als Empfänger angegeben wurde (*). Die Werte in Klammern repräsentieren den Prozentsatz, bezogen auf die Gesamtanzahl der Meldungen, bei denen Deutschland als Empfänger angegeben wurde (2023: 943 Meldungen, 2024: 1091 Meldungen).
Quelle: QlikSense - RASFF Analytics (Daten für 2023, Stand: 03.07.2024), RASFF Window (Daten für 2024, Stand: 04.06.2025).
Anzahl der RASFF-Meldungen in den Jahren 2023 und 2024, bei denen Deutschland als Empfänger angegeben wurde (*). Die Werte in Klammern repräsentieren den Prozentsatz, bezogen auf die Gesamtanzahl der Meldungen, bei denen Deutschland als Empfänger angegeben wurde (2023: 943 Meldungen, 2024: 1091 Meldungen).
Quelle: QlikSense - RASFF Analytics (Daten für 2023, Stand: 03.07.2024), RASFF Window (Daten für 2024, Stand: 04.06.2025).
*Anzahl der RASFF-Meldungen in den Jahren 2023 und 2024, bei denen Deutschland als Empfänger angegeben wurde.
Quelle: QlikSense - RASFF Analytics (Daten für 2023, Stand: 03.07.2024), RASFF Window (Daten für 2024, Stand: 04.06.2025).
Ausgabejahr
2025
Datum
24.07.2025
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