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Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2004

Deutscher Beitrag zum Bericht der Europäischen Kommission

Die "Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittel-Rückstände 2004" enthält die Ergebnisse von Untersuchungen, die im Jahr 2004 von den Bundesländern an Fleisch und Fleischerzeugnissen, Wurst, Milch und Milchprodukten, Eiern, Honig, frischem und gefrorenem Obst, Gemüse und Getreide durchgeführt wurden. Eingeflossen sind auch die Ergebnisse des auf die Richtlinien 86/362/EWG und 90/642/EWG gestützten koordinierten Kontrollprogramms der Europäischen Gemeinschaft (KÜP). Das KÜP soll dazu beitragen, dass die Rückstandshöchstgehalte von Schädlingsbekämpfungsmitteln auf und in Getreide und bestimmten anderen Erzeugnissen pflanzlichen Ursprungs eingehalten werden. Die Lebensmittel und Stoffe, die im Rahmen des Koordinierten Überwachungsprogramms zu untersuchen waren, wurden in der Empfehlung 2004/74/EG der Kommission vom 9. Januar 2004 bekannt gegeben.

Berücksichtigt wurden alle Daten aus dem Beprobungszeitraum 1. Januar 2004 bis 31. Dezember 2004, die von den Untersuchungsanstalten der amtlichen Lebensmittel- und Veterinärüberwachung der Bundesländer an das BVL übermittelt wurden. Die Auswertungstabellen befinden sich im unteren Bereich dieser Seite.

Im Untersuchungsjahr 2004 wurden in Deutschland 15.977 Proben auf das Vorkommen von Pflanzenschutzmittelrückständen untersucht. Der überwiegende Teil der Proben wurde im Rahmen der amtliche Lebensmittelüberwachung genommen (14.204 Proben), ein kleiner Teil der Daten stammt aus dem Lebensmittelmonitoring (1.773 Proben). Von den Proben aus der amtlichen Lebensmittelüberwachung gingen 486 Proben auf Hinweise und Beschwerden zurück oder es bestand bereits ein Verdacht auf Rückstandsbelastungen (Kategorie "Follow-up enforcement sampling"). Die übrigen Proben werden als "Surveillance sampling-Proben" betrachtet.

Von den untersuchten Monitoring- und Planproben (Surveillance sampling) enthielten 6.254 (40,4 Prozent) keine quantifizierbaren Rückstände, in 8.092 (52,2 Prozent) traten Rückstände mit Gehalten unterhalb der Höchstmengen auf. 1145 Proben (7,4 Prozent) enthielten Rückstände mit Gehalten über den Höchstmengen. Die Belastungen der „Follow-up enforcement sampling“-Proben war denen der "Surveillance sampling-Proben" sehr ähnlich. Von den untersuchten  Proben enthielten 191 (39,3 Prozent) keine quantifizierbaren Rückstände; in 257 Proben (52,9 Prozent) traten Rückstände mit Gehalten unterhalb der Höchstmengen auf; 38 Proben (7,8 Prozent) enthielten Rückstände mit Gehalten über den Höchstmengen.

Bei der "Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände" analysieren die Kontrolleure der Lebensmittelüberwachung schwerpunktmäßig Lebensmittel, bei denen mit Rückständen zu rechnen ist. Bei den untersuchten Proben ist also der Anteil von Lebensmitteln überproportional groß, bei denen erfahrungsgemäß häufig Rückstände zu beobachten sind. Auf Grund dieser risikoorientierten Art der Probenahme sind die im Bericht genannten Zahlen nicht repräsentativ für die Gesamtheit der auf dem Markt befindlichen Lebensmittel.

Die Übersicht 1 enthält die zugrunde liegenden Daten der Monitoring- und Planproben, getrennt nach den Richtlinien. Bei Betrachtung der Höchstmengenüberschreitungen sind nur die numerischen Messwerte ohne Berücksichtigung der analytischen Streubreiten (Messunsicherheiten) heranzuziehen; die gemessenen Rückstände wurden mit den Höchstmengen aus der Rückstands-Höchstmengenverordnung (RHmV) verglichen. Bei den in Frage kommenden Lebensmittel/Wirkstoffkombinationen wurden die Höchstmengen aus den Allgemeinverfügungen nach § 54 Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch berücksichtigt.

Übersicht 1: Ergebnisse 2004
Richtlinien und LebensmittelgruppenProben gesamtProben ohne Rückstände (nicht bestimmbar)Proben mit Rückständen bis einschl. HöchstmengeProben mit Rückständen über der Höchstmenge

86/362/EWG – Getreide

 

410

246

(60,0 %)

160

(39,0 %)

4

(1,0 %)

86/363/EWG - Lebensmittel tierischen Ursprungs1.622

613

(37,8 %)

933

(57,5 %)

76

(4,7 %)

90/642/EWG - Erzeugnisse pflanzlichen Ursprungs einschl. Obst und Gemüse13.1855.134
(38,9 %)
6.986
(53,0 %)
1.065
(8,1 %)
Kleinkindernahrung274261
(95,3 %)
13
(4,7 %)
0
(0 %)
Gesamt ("Surveillance sampling"-Proben)15.4916.254
(40,4 %)
8.092
(52,2 %)
1.145
(7,4 %)

 

Keine Überschreitungen der Höchstmengen wurden in Säuglings- und Kleinkindernahrung, Bananen, Broccoli, Pilzen, Spargeln und Zwiebeln festgestellt. In Lebensmitteln tierischen Ursprungs sowie in Getreide liegen die Rückstandsgehalte meistens unter den Höchstmengen. Der Anstieg des Anteils der Proben mit Höchstmengenüberschreitungen bei Lebensmitteln tierischen Ursprungs auf 4,7 Prozent (im Vorjahr 1,5 Prozent) ist auf geringfügige Überschreitungen der Höchstmengen von Lindan (in Butter und Käse/Quark) und DDT (in Käse/Quark) zurückzuführen. Laut den übermittelten Daten wurden diese Proben nicht beanstandet. Selten kam es zu Höchstmengenüberschreitungen bei Kartoffeln, Kiwis, Orangen, Zitronen, Karotten/Möhren und Tomaten.

 

"Top 10" der Höchstmengenüberschreitungen
LebensmittelProbenzahl
gesamt
Proben mit Rückständen über der Höchstmenge/ Angaben in Prozent
Rucola17630,1
Paprika114321,5
Johannisbeere23217,2
Tafeltraube106812,9
Gurke16611,4
Himbeere1329,8
Aprikose1668,4
Feldsalat1627,4
Salat7677,2
Pflaume2277,0

 

Eine ausführliche Darstellung der Datenlage nach Lebensmitteln, alphabetisch sortiert, zusammengefasst nach den Richtlinien 86/362/EWG, 86/363/EWG und 90/642/EWG, enthalten die Tabellen „Lebensmittelbezogene Darstellung der Proben - Surveillance sampling “ und "Lebensmittelbezogene Darstellung der Proben - Follow-up enforcement sampling" (siehe nebenstehenden Link).

In den Übersichten 2.1 und 2.2 werden die zusammengefassten Ergebnisse ("Surveillance sampling"-Proben) im Hinblick auf die geografische Herkunft der Lebensmittel gegenübergestellt.

 

Übersicht 2.1: Proben aus Deutschland
Inlandsproben
Richtlinie und LebensmittelgruppeProben gesamtProben ohne Rückstände(nicht bestimmbar)Proben mit Rückständen bis einschl. HöchstmengeProben mit Rückständen über der Höchstmenge
86/362/EWG - Getreide 353211
(59,8%)
138
(39,1%)
4
(1,1%)
86/363/EWG - Lebensmittel tierischen Ursprungs1.223472
(38,6%)
697
(57,0%)
54
(4,4%)
90/642/EWG - Erzeugnisse pflanzlichen Ursprungs einschl.Obst und Gemüse4.4882.149
(47,9%)
2.101
(46,8%)
238
(5,3%)
Kleinkindernahrung 270258
(95,6%)
12
(4,4%)
0
(0%)

Gesamt 

 

6.3343.090
(48,8%)
2.948
(46,5%)
296
(4,7%)

 

Übersicht 2.2: Auslandsproben (EU und Drittländer) und Proben unbekannter Herkunft
Auslandsproben und Proben
unbekannter Herkunft
Richtlinie und Lebensmittelgruppe

Proben

gesamt

Proben ohne Rückstände (nicht bestimmbar)Proben mit Rückständen bis einschl. HöchstmengeProben mit Rückständen über der Höchstmenge
86/362/EWG - Getreide 5735
(61,4%)
22
(38,6%)
0
(0%)
86/363/EWG - Lebensmittel tierischen Ursprungs399141
(35,3%)
236
(59,1%)
22
(5,5%)
90/642/EWG - Erzeugnisse pflanzlichen Ursprungs einschl. Obst und Gemüse8.6972.985
(34,3%)
4.885
(56,2%)
827
(9,5%)
Kleinkindernahrung43
(75,0%)
1
(25,0%)
0
(0%)

Gesamt 

 

9.1573.164
(34,6%)
5.144
(56,2%)
849
(9,3%)

Die Übersichten zeigen, dass bei importierten Lebensmitteln die Höchstmengen häufiger als bei in Deutschland produzierten Lebensmitteln überschritten wurden. Das kann mehrere Gründe haben. Ein Grund ist sicherlich darin zu sehen, dass ein Teil der importierten Lebensmittel aus Staaten stammen, in denen mehr Panzenschutzmitteln auf Grund klimatischer Bedingungen und stärkerem Schädlingsdruck eingesetzt werden. Nicht in allen Staaten wird die gute landwirtschaftliche Praxis ausreichend beachtet.

Mit der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 des Europäischen Parlaments und des Rates vom 23. Februar 2005 über Höchstgehalte an Pflanzenschutzmittelrückständen in Lebens- und Futtermitteln werden Rückstands-Höchstgehalte innerhalb der EU auf einem hohen Verbraucherschutzniveau einheitlich festgesetzt, so dass in Zukunft die herkunftsabhängige Bewertung der Rückstandsgehalte übersichtlicher werden wird.

Eine ausführliche Darstellung der Belastung der einzelnen Lebensmittel nach Herkunftsstaaten, alphabetisch sortiert und nach den Richtlinien 86/362/EWG, 86/363/EWG und 90/642/EWG zusammengefasst, enthält die Tabelle "Lebensmittel- und herkunftsbezogene Darstellung der Proben" (siehe Link unten).

Die Lebensmittelproben wurden insgesamt auf 634 Pestizide untersucht (summengeregelte Wirkstoffe werden hier als ein Wirkstoff gezählt), wobei nicht jede Probe auf das gesamte Stoffspektrum untersucht worden ist. Einige Stoffe wurden nur in einzelnen bzw. in wenigen Proben untersucht. Durchschnittlich wurden 137 Stoffe pro Probe untersucht. Bei 353 Stoffen (55,7 Prozent) wurden keine quantifizierbaren Gehalte gefunden. 281 Stoffe (44,3 Prozent) wurden in mindestens einer Probe quantifiziert. Bei 159 Stoffen (25,1 Prozent) traten Gehalte oberhalb der Höchstmengen auf. Übersicht 3 fasst diese Angaben getrennt nach den einzelnen Richtlinien zusammen.

Übersicht 3: Anzahl der untersuchten Stoffe
Richtlinie und LebensmittelAnzahl
der
unter-
suchten
Wirkstoffe
Anzahl der  Wirkstoffe ohne quantifizier-
bare Gehalte
Anzahl der  Wirkstoffe mit quantifizierba-
ren Gehalten
Anzahl der Wirkstoffe
mit Gehalten über der Höchstmenge
86/362/EWG - Getreide 456432
(94,7%)
24
(5,3%)
4
(0,9%)
86/363/EWG - Lebensmittel tierischen Ursprungs175152
(86,9%)
23
(13,1%)
6
(3,4%)
90/642/EWG – Erzeugnisse pflanzlichen Ursprungs einschl. Obst und Gemüse595331
(55,6%)
264
(44,4%)
156
(26,2%)
Kleinkindernahrung398391
(98,2%)
7
(1,8%)
0
(0%)

 

In 5.839 Proben (36,5 Prozent aller Proben) wurde mehr als ein Rückstand gefunden. Zu Mehrfachrückständen kommt es aus folgenden Gründen:

  • Proben setzen sich aus Bestandteilen unterschiedlicher Partien zusammen,
  • Anwendung von Kombinationspräparaten mit mehreren Wirkstoffen,
  • Anwendung unterschiedlicher Wirkstoffe während der Wachstumsphase für die Bekämpfung verschiedener Schadorganismen,
  • gezielter Wirkstoffwechsel, um der Entwicklung von Resistenzen bei Schaderregern entgegen zu wirken,
  • Anwendungen während der Lagerung und/oder beim Transport,
  • die gute landwirtschaftliche Praxis bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln wurde nicht beachtet.

Detaillierte Angaben über die Mehrfachrückstände in den einzelnen Lebensmitteln enthält die Tabelle "Anzahl der Rückstände und deren Häufigkeiten in den untersuchten Lebensmitteln" (siehe Link unten).

Die Auswertungen der Daten für den Bericht an die Europäische Kommission erfolgten nach den Vorgaben des "Guidance for Reporting the Results of the 2004 National and Community Monitoring Programmes to the European Commission" vom Dezember 2004.