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Nationale Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln 2007

Zusammenfassung der Ergebnisse des Jahres 2007 aus der Bundesrepublik Deutschland

Hintergrund

Dieser Bericht fasst die Ergebnisse von Untersuchungen zusammen, die im Jahr 2007 an Lebensmitteln tierischen Ursprungs, an frischem und gefrorenem Obst und an Gemüse und Getreide durchgeführt wurden. Eingeschlossen sind auch die Ergebnisse des auf die Richtlinien 86/362/EWG und 90/642/EWG gestützten koordinierten Überwachungsprogramms der Europäischen Gemeinschaft für die Einhaltung der Höchstgehalte von Pestizidrückständen in oder auf Getreide und bestimmten anderen Erzeugnissen pflanzlichen Ursprungs. Die  Ergebnisse der koordinierten Überwachungsprogramme sollen die Abschätzung der Pestizidexposition der Bevölkerung in der Europäischen Union durch Aufnahme über die Nahrung ermöglichen. Die Lebensmittel und Wirkstoffe, die im Rahmen dieses koordinierten Programms untersucht werden sollten, wurden in der Empfehlung 2007/225/EG der Kommission vom 3. April 2007 bekannt gegeben.

Für diesen Bericht wurden alle Daten aus dem Beprobungszeitraum vom 01.01.2007 bis 31.12.2007 berücksichtigt, die von den Untersuchungseinrichtungen der amtlichen Lebensmittel- und Veterinärüberwachung der 16 Länder an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) übermittelt worden sind. An der Datenübermittlung beteiligten sich 41 Untersuchungsämter. Alle diese Untersuchungsämter sind nach ISO 17025 akkreditiert und weisen ihre Leistungsfähigkeit durch regelmäßige Teilnahme an nationalen und/oder internationalen Ringversuchen nach.

Die detaillierten Tabellen zu den hier beschriebenen Auswertungen finden Sie hier oder unter dem Link "Tabellen zur Nationalen Berichterstattung Pflanzenschutzmittelrückstände 2007" am Ende dieser Seite.

Daten- und Probenumfang

Im Untersuchungsjahr 2007 wurden in der Bundesrepublik Deutschland insgesamt 17.770 Proben von Lebensmitteln auf das Vorkommen von Pestizidrückständen geprüft (Monitoring-Programm: 2.358 Proben, amtliche Lebensmittelüberwachung: 15.412 Proben). Für die Berichterstattung an die Kommission der Europäischen Gemeinschaft werden die Proben in "surveillance sampling" und "follow-up enforcement sampling" geteilt. Als "surveillance"-Proben werden die Plan- und die Monitoring-Proben betrachtet. Als "follow-up enforcement sampling"-Proben gelten die Verdachts-, Beschwerde- und Verfolgsproben. Von den 17.770 Proben gehörten 731 Proben in die Kategorie "follow-up enforcement sampling".

Die Lebensmittel des koordinierten Überwachungsprogramms umfassten 4.767 Proben.

Die Kommission fasst die Ergebnisse der Einzelberichte aus den Mitgliedstaaten zusammen. Mit den aus Deutschland an die EU übermittelten Ergebnissen zu Pflanzenschutzmittelrückständen wird ein erheblicher Beitrag zu den Berichten der Kommission geleistet. Dies kann durch folgende Zahlen aus dem Bericht der Europäischen Kommission „Monitoring of Pesticide Residues in Products of Plant Origin in the European Union, Norway, Iceland and Liechtenstein 2006“ vom 20. November 2008 belegt werden:

 

  • 25,4 % aller in dem Bericht dargestellten Proben wurden in Deutschland untersucht
  • Anzahl der Proben (Obst, Gemüse und Getreide) pro 100.000 Einwohner: Deutschland: 19, EU-Mittelwert: 13,5  (zum Vergleich andere „größere“ Mitgliedstaaten: Frankreich: 8, Großbritannien: 4, Italien: 14, Polen: 4, Spanien: 11)
  • in keinem anderen Mitgliedstaat wurde auf so viele Pestizide untersucht wie in Deutschland (Deutschland: 683 Wirkstoffe, EU-Mittelwert: 209 Wirkstoffe)
  • Mittelwert der Anzahl der untersuchten Wirkstoffe je Probe (Deutschland: 218,
    EU: 163, EU ohne Deutschland: 144)
  • 35,2 % aller Analyseergebnisse (3.144.391 von 8.929.360) des Berichtes für Obst und Gemüse kommen aus Deutschland

In Deutschland leben 18 Prozent (83 Millionen) der Bevölkerung der Europäischen Union von insgesamt 457 Millionen.

 

Die für das Berichtsjahr 2007 übermittelten Daten verteilen sich auf 151 verschiedene Lebensmittel, wobei die Anzahl der Proben je Lebensmittel sehr unterschiedlich ist. Sie lag zwischen einer Probe und 1.406 Proben je Lebensmittel. Die Verteilung der Anzahl der Proben ist in der Tabelle 1 dargestellt. Damit sind zu 48 verschiedenen Lebensmitteln mindestens 100 Proben untersucht worden.

Tabelle 1: Verteilung der Anzahl der Proben 2007 je Lebensmittel
Anzahl der ProbenAnzahl der Lebensmittel
>= 10048
30  -  9929
10  -  2924
1  -   950

Am häufigsten untersucht wurden Erdbeeren (1.406 Proben), Paprika (975 Proben), Äpfel (949 Proben), Tafeltrauben (854 Proben) und Salat (843 Proben).

Von den untersuchten Lebensmittelproben waren 7.807 deutschen und 9.237 ausländischen Ursprungs. Bei 726 Proben wurde keine Angabe zur Herkunft übermittelt. Bei 509 Proben wurde als Herkunft „unbekanntes Ausland" angegeben. Die Importproben verteilten sich auf 76 Herkunftsstaaten. Die meisten stammen aus Spanien (2.348 Proben), Italien (1.726 Proben), den Niederlanden (753 Proben), der Türkei (382 Proben) und Frankreich (327 Proben).

Über die Hälfte der Proben (51,6 %) wurden im Lebensmitteleinzelhandel genommen. Von herstellenden Betrieben (Landwirtschaft, Obst- und Gemüsebau, verarbeitende Betriebe) stammten 18,5 % der Proben. Bei Großhändlern und Importeuren haben die Kontrolleure 22,9 % gezogen. Bei 7,0 % der Proben wurden keine Angaben zur Betriebsart zugeordnet.

 

Höchstmengen

Die Festsetzung von Höchstmengen für Pflanzenschutzmittelrückstände in Lebensmitteln orientiert sich in der Regel an der guten landwirtschaftlichen Praxis. Es handelt sich um die Menge an Pflanzenschutzmittelrückständen, die bei ordnungsgemäßer Anwendung durch den Landwirt auf dem Lebensmittel in der Regel nicht überschritten wird. Vor der Zulassung muss sichergestellt sein, dass bei dieser Konzentration keine Gefährdung der menschlichen Gesundheit eintreten kann. Höchstmengen von Pflanzenschutzmittelrückständen stellen somit die Obergrenze der Rückstandsmengen dar, die in Erzeugnissen gefunden werden können, wenn die Erzeuger die Grundsätze der guten landwirtschaftlichen Praxis beachten. Es handelt sich meist nicht um toxikologische Grenzwerte. Eine Überschreitung der Rückstandshöchstmenge ist deshalb in den meisten Fällen nicht mit einer direkten Gefährdung der Gesundheit der Verbraucher gleichzusetzen. Trotzdem ist ein Lebensmittel mit Rückständen über der Höchstmenge nicht verkehrsfähig und darf im Handel nicht mehr angeboten werden.

 

Nach Artikel 50 Absatz 2 der Verordnung (EG) Nr. 178/2002 (der so genannten Basisverordnung) sind Informationen über das Vorhandensein eines ernsten unmittelbaren oder mittelbaren Risikos für die menschliche Gesundheit, das von Lebensmitteln ausgeht, über das Europäische Schnellwarnsystem (RASFF) zu melden. Für die Rückstände von Pflanzenschutzmitteln gilt dabei: nur wenn der gefundene Rückstandswert über der akuten Referenzdosis (ARfD) liegt bzw. die vertretbare Tagesdosis (ADI – Acceptable Daily Intake) deutlich überschritten wird und eine Gefährdung des Verbrauchers „nicht ausgeschlossen werden kann“, wird eine Meldung an das Europäische Schnellwarnsystem übermittelt. Die akute Referenzdosis (ARfD) definiert diejenige Rückstandsmenge, die über die Nahrung innerhalb eines Tages oder mit einer Mahlzeit aufgenommen werden kann, ohne dass daraus ein Gesundheitsrisiko für den Verbraucher entsteht. Die vertretbare Tagesdosis (ADI) bezeichnet die geschätzte Menge eines Stoffes in einem Lebensmittel, die ein Leben lang täglich ohne nennenswertes Risiko für jeden Verbraucher aufgenommen werden kann. Bei Überschreitungen der Höchstmengen schätzt die zuständige Überwachungsbehörde das toxikologische Risiko ab. Im Jahr 2007 wurde aus Deutschland in 40 Fällen eine Meldung wegen Pestizidrückständen an das Schnellwarnsystem übermittelt. Aus allen Mitgliedstaaten der Europäischen Union waren es insgesamt 180 Meldungen.

 

Lebensmittelbezogene Betrachtung

Von den untersuchten „surveillance sampling“-Proben enthielten 6.584 (38,6%) keine quantifizierbaren Rückstände, in 9.681 (56,8%) traten Rückstände mit Gehalten unterhalb der Höchstmengen auf. 774 Proben (4,5%) enthielten Rückstände mit Gehalten über den Höchstmengen.

Die Belastung der „follow-up enforcement sampling“-Proben war höher als die der „surveillance sampling“ Proben, da diese Proben aufgrund konkreter Verdachtsmomente erhoben wurden. Von den untersuchten Proben enthielten 186 (25,4%) keine quantifizierbaren Rückstände, in 442 (60,5%) traten Rückstände mit Gehalten unterhalb der Höchstmengen auf. 103 Proben (14,1%) enthielten Rückstände mit Gehalten über den geltenden Höchstmengen.

Wie bereits in den zwei Vorjahren wurde auch im Berichtsjahr 2007 eine Auswertung von Proben aus dem ökologischen Anbau durchgeführt. Bei den übermittelten Daten waren 1.394 Proben von Obst und Gemüse als Bio-Proben gekennzeichnet („follow-up“ und „surveillance sampling“-Proben zusammen). Die Belastung dieser Proben war deutlich niedriger als diejenige der Gesamtheit der Proben. Von den untersuchten Proben enthielten 1.158 (83,1 %) keine quantifizierbaren Rückstände, in 223 (16,0 %) traten Rückstände mit meistens sehr geringen (im Spurenbereich bis 0,01 mg/kg) Gehalten unterhalb der Höchstmengen auf, die für konventionell erzeugte Produkte gelten. Nur 13 Proben (0,9 %) enthielten Rückstände mit Gehalten über den Höchstmengen.

Bei Betrachtung der oben genannten Zahlen muss berücksichtigt werden, dass sie als Ergebnis der Auswertung von größtenteils risikoorientiert genommenen Proben entstanden sind. Lebensmittel, die in der Vergangenheit auffällig geworden waren, wurden somit häufiger und mit höheren Probenzahlen untersucht als solche, bei denen man aus Erfahrung keine erhöhte Rückstandsbelastung erwartet. Aus diesem Grund darf man aus diesen Zahlen und Ergebnissen nicht auf die Belastung der Gesamtheit der auf dem Markt vorhandenen Lebensmittel schließen.

Die Tabelle 2 enthält die zugrunde liegenden Daten der „surveillance sampling-Proben, getrennt nach den einzelnen Richtlinien.

Tabelle 2: Gesamtübersicht über die Ergebnisse 2007
Lebensmittelgruppen und
EG-Richtlinien

Proben

gesamt

 

Proben ohne Rückstände

(nicht bestimmbar)

Proben mit Rückständen bis einschließlich der HöchstmengeProben mit Rückständen über der Höchstmenge
Getreide - 86/362/EWG487

314

(64,5 %)

164

(33,7 %)

9

(1,8 %)

Lebensmittel tierischen Ursprungs - 86/362/EWG1.364

378

(27,7 %)

948

(69,5 %)

38

(2,8 %)

Erzeugnisse pflanzlichen Ursprungs, einschließlich Obst und Gemüse - 90/642/EWG14.984

5.723

(38,2 %)

8.534

(57,0 %)

727

(4,9 %)

Kleinkindernahrung204

169

(82,8 %)

35

(17,2 %)

0

(0 %)

Gesamt17.039

6.584

(38,6 %)

9.681

(56,8 %)

774

(4,5 %)

Säuglings- und Kleinkindernahrung kann als nahezu rückstandsfrei betrachtet werden. Es wurden zwar in 17,2 % der Proben quantifizierbare Rückstände gefunden, sie waren aber sehr gering. In keiner einzigen Probe wurde eine Höchstmenge überschritten.

Die Rückstandssituation bei Getreide ist ebenfalls positiv zu bewerten. 65 % der Proben enthielt keine quantifizierbaren Rückstände. Höchstmengenüberschreitungen wurden nur in neun Proben festgestellt.

Bei Lebensmitteln tierischen Ursprungs wurden zwar bei mehr als der Hälfte der Proben quantifizierbare Rückstände gemessen, sie waren jedoch meistens sehr gering. Gefunden wurden vor allem die persistenten und zum Teil ubiquitär nachweisbaren chlororganischen Insektizide wie DDT, HCB und Lindan, die zwar seit langem in Deutschland nicht mehr angewendet werden dürfen, aber immer noch in der Lebensmittelkette vorhanden sind. Die gemessenen Rückstände sind meist auf Altlasten, vor allem in den Böden, zurückzuführen. Gelegentlich werden als Eintragsquelle auch Futtermittel aus Drittstaaten vermutet.

Differenzierter und teilweise ungünstiger ist die Rückstandslage bei Obst und Gemüse zu beurteilen. Neben Lebensmitteln, in denen keine bzw. nur wenige Höchstmengenüberschreitungen vorkamen, gab es auch solche mit zweistelligen prozentualen Anteilen an Proben mit Gehalten über der jeweiligen Höchstmenge. Erfreulicherweise wurden in vielen Produkten, deren Verbrauch besonders hoch ist, selten Höchstmengenüberschreitungen ermittelt. Darunter sind z. B. Äpfel, Birnen, Bananen, Erdbeeren, Karotten, Kartoffeln und Tomaten. In der Tabelle 3 sind die Lebensmittel zusammengefasst, bei denen in weniger als drei Prozent der Proben Höchstmengenüberschreitungen gemessen wurden (berücksichtigt wurden nur Lebensmittel, bei denen mindestens 30 Proben untersucht wurden).

 

Tabelle 3: Obst und Gemüse mit den wenigsten Höchstmengenüberschreitungen 2007
Lebensmittel

 

Anzahl der

untersuchten

Proben

 

Anteil der Proben mit Rückständen über der

Höchstmenge [%]

Avocado300
Blumenkohl490
Broccoli320
Brombeeren350
Cashewnuss410
Chicoree380
Heidelbeere1280
Kartoffeln, früh660
Keltertrauben380
Muskatnuss520
Rhabarber490
Kartoffeln, gelagert4520,4
Karotte/Möhre4090,5
Spargel4080,5
Banane1680,6
Zwiebel771,3
Himbeere1221,6
Tomate8151,7
Pflaume3662,2
Zitrone3202,2
Apfel9102,3
Orange2162,3
Rosenkohl862,3
Erdbeere13752,4
Pistazie382,6
Birne3192,8
Porree1422,8

In einigen Obst- und Gemüsearten wurden Höchstmengenüberschreitungen deutlich häufiger beobachtet. Die 10 Lebensmittel mit den häufigsten Höchstmengenüberschreitungen sind in der Tabelle 4 dargestellt (berücksichtigt wurden Lebensmittel, bei denen mindestens 100 Proben untersucht wurden).

Tabelle 4: Obst und Gemüse mit den häufigsten Höchstmengenüberschreitungen 2007
Lebensmittel

Anzahl der

untersuchten

Proben

Anteil der Proben mit Rückständen über der

Höchstmenge [%]

Aubergine20222,8
Grünkohl19516,4
Karambole/Sternfrucht/Baumstachelbeere12614,3
Rucola; Salatrauke12313,8
Physalis12811,7
Paprikapulver Fruchtgewürz17211,6
Tee18211,5
Kakifrucht (Persimone)13411,2
Frische Kräuter1809,4
Gurke2658,7

Die Rückstandssituation für einzelne Lebensmittel ist oft vom Herkunftsstaat abhängig. So enthielten z.B. nur 3,4 % der Auberginenproben aus den Niederlanden Rückstandsgehalte über der Höchstmenge; der Durchschnitt aus allen Staaten lag bei 22,8 %. Bei Tafeltrauben aus Südafrika gab es nur bei 1,7 % der Proben Höchstmengenüberschreitungen; der Durchschnitt über alle Herkünfte lag hier bei 4,5 %. Bei Erdbeeren enthielten lediglich 0,9 % der Proben aus Deutschland Rückstandsgehalte über der Höchstmenge; der Durchschnitt aller Proben lag  bei 2,4 %.

 

Eine ausführliche Darstellung der Datenlage nach Lebensmitteln zusammengefasst nach den Richtlinien 86/362/EWG, 86/363/EWG und 90/642/EWG enthalten die Tabellen „Lebensmittelbezogene Darstellung - surveillance sampling“, „Lebensmittelbezogene Darstellung - follow-up enforcement sampling“ und „Lebensmittelbezogene Darstellung – Bio-Proben“.

Betrachtung von importierten Produkten

Bei importiertem Obst und Gemüse wurden die Höchstmengen häufiger als bei in Deutschland produziertem überschritten (Deutschland: 2,7 %, andere EU-Staaten: 5,0 %, Drittstaaten: 9,5 %). Der größere Anteil an Proben mit Höchstmengenüberschreitungen bei importierten Proben resultiert teilweise aus der unterschiedlichen Gesetzeslage der Herkunftsstaaten. In einigen sind die gesetzlichen Höchstmengen bei bestimmten Wirkstoffen höher als in Deutschland. 39 % der Überschreitungen bei den Importproben betrafen Höchstmengen, die noch nicht EG-weit harmonisiert sind und in Deutschland oft wegen fehlender Zulassung auf den Vorsorgewert von 0,01 mg/kg festgelegt sind. Würde man an dieser Stelle die in den jeweiligen Herkunftsstaaten geltenden Höchstmengen berücksichtigen, würde sich der Anteil der Proben mit Höchstmengenüberschreitungen dem deutschen Niveau nähern. Mit der Vollendung der Harmonisierung der Höchstmengen durch die Verordnung (EG) Nr. 396/2005 wird ab September 2008 eine einheitliche Grundlage für die Bewertung der Rückstandssituation in der Europäischen Gemeinschaft geschaffen werden.

Der Anteil an Proben ohne quantifizierbare Rückstände war bei den Importen kleiner als bei den deutschen Produkten. Eine der Ursachen dafür kann in den klimatischen Bedingungen in den Herkunftsstaaten, die teilweise einen stärkeren Einsatz von Pestiziden zum Schutz der Pflanzen erfordern, liegen.

Eine ausführliche Darstellung der Belastung der einzelnen Lebensmittel nach Herkunftsstaaten, alphabetisch sortiert und nach den Richtlinien 86/362/EWG, 86/363/EWG und 90/642/EWG zusammengefasst, enthält die Tabelle „Lebensmittel- und herkunftsbezogene Darstellung“.

 

Wirkstoffbezogene Betrachtung

Zu den im Jahr 2007 untersuchten 17.770 Lebensmittelproben wurden insgesamt 4.104.876 einzelne Analysenergebnisse übermittelt. Die Proben wurden insgesamt auf 765 verschiedene Wirkstoffe untersucht, wobei keine Probe auf das gesamte Stoffspektrum untersucht worden ist. Einige Substanzen wurden nur in einzelnen bzw. in wenigen Proben untersucht.

Durchschnittlich wurden 231 Wirkstoffe pro Probe untersucht. 175 Wirkstoffe wurden in mehr als 10.000 Proben untersucht, 176 Wirkstoffe in weniger als 1.000 Proben. Für 414 Wirkstoffe lag die Anzahl der Proben, in denen sie untersucht wurden zwischen 1.000 und 10.000. Bei 458 Wirkstoffen (60 %) wurden keine quantifizierbaren Gehalte gefunden. 307 Wirkstoffe (40 %) wurden in mindestens einer Probe quantifiziert. Bei 156 Wirkstoffen (20 %) traten Gehalte oberhalb der Höchstmengen auf. Tabelle 5 fasst diese Angaben getrennt nach den einzelnen Richtlinien zusammen.

Tabelle 5: Gesamtübersicht über die untersuchten Wirkstoffe 2007

 

Lebensmittelgruppen und
EG-Richtlinien

Anzahl der

untersuchten

Wirkstoffe

Anzahl der Wirkstoffe ohne

quantifizierbare

Rückstände

Anzahl der Wirkstoffe mit

quantifizierbaren Rückständen

Getreide – RL 86/362/EWG

 

684

650

(95,0 %)

34

(5,0 %)

Lebensmittel tierischen Ursprungs - RL 86/363/EWG453

427

(94,3 %)

26

(5,7 %)

Erzeugnisse pflanzlichen Ursprungs, einschließlich Obst und Gemüse – RL 90/642/EWG728

435

(59,8 %)

293

(40,2 %)

Kleinkindernahrung521

508

(97,5 %)

13

(2,5 %)

Eine Liste der im Jahr 2007 analysierten Wirkstoffe enthält die Tabelle „Zusammenfassende Übersicht über die Anzahl der Untersuchungen, der Rückstände und der Höchstmengenüberschreitungen für die einzelnen Wirkstoffe“.

Es sei darauf hingewiesen, dass bei Betrachtung der Höchstmengenüberschreitungen entsprechend der Vorgaben der Europäischen Kommission für die Berichterstattung nur die numerischen Messwerte ohne Berücksichtigung der analytischen Streubreiten (Messunsicherheiten) herangezogen wurden. Die gemessenen Rückstände wurden mit den Höchstmengen aus der Rückstands-Höchstmengenverordnung (RHmV) verglichen. Bei den in Frage kommenden Lebensmittel/Wirkstoffkombinationen wurden die Höchstmengen aus den Allgemeinverfügungen nach § 54 Lebensmittel- und Futtermittelgesetzbuch berücksichtigt. Bevor eine Beanstandung von Proben erfolgen kann, sind seitens der Lebensmittelüberwachung die analytischen Messunsicherheiten zu berücksichtigen, da sie im Falle eines Gerichtsverfahrens ansonsten keinen Bestand hätten. Eine Beanstandung erfolgt deshalb in der Regel erst, wenn nach dem Abzug einer Schwankungsbreite von 50 % der Wert noch immer über der Höchstmenge liegt.

Insgesamt wurden 1.047 Höchstmengenüberschreitungen festgestellt. Nach Berücksichtigung einer "erweiterten Ergebnisunsicherheit" von 50 % (nach Dokument SANCO/2007/3131 Method Validation and Quality Control Procedures for Pesticide Residue Analysis in Food and Feed) wären nur 589 der Überschreitungen zu beanstanden. Das heißt, dass bei 44 % der Höchstmengenüberschreitungen der Rückstandsgehalt nach Abzug des Streubereiches unter der Höchstmenge lag.

Die Wirkstoffe, bei denen am häufigsten Höchstmengenüberschreitungen gefunden wurden, sind in Tabelle 6 zusammengefasst.

Tabelle 6: Wirkstoffe mit den häufigsten Höchstmengenüberschreitungen 2007
Wirkstoff

Anzahl der

untersuchten

Proben

Anzahl der Proben mit Rückständen über der

Höchstmenge

Dimethoat (Summe aus Dimethoat und Omethoat, ausgedrückt als Dimethoat)15.18470
Carbendazim und Benomyl (Summe aus Benomyl und Carbendazim, ausgedrückt als Carbendazim)12.33548
DDT (Summe aus p,p´-DDT, o,p´-DDT, p-p´-DDE und p,p´-TDE (DDD), ausgedrückt als DDT)13.09138
Methiocarb (Summe von Methiocarb sowie Methiocarbsulfoxid und -sulfon, ausgedrückt als Methiocarb)12.76037
Bromid-Ion1.35931
Captan8.90031
Imidacloprid12.29627
Oxamyl12.62927
Hexachlorcyclohexan (HCH), Beta-Isomer1.53425
Ethion14.48231
Fenitrothion14.52421
Fenthion (Fenthion und sein Sauerstoffanalogon sowie ihre Sulfoxide und Sulfone, ausgedrückt als Fenthion13.37121
Methomyl und Thiodicarb (Summe aus Methomyl und Thiodicarb, ausgedrückt als Methomyl)12.66321
Monocrotophos14.23621

Diese 14 aufgeführten Wirkstoffe waren für 41,9 % (439 von 1.047) aller Höchstmengenüberschreitungen verantwortlich. Eine Liste der im Jahr 2007 gefundenen Rückstände über der Höchstmenge enthält die Tabelle „Bundesweite Darstellung der festgestellten Höchstmengenüberschreitungen“

Auftreten von Mehrfachrückständen

In 7.270 Proben (40,9 %)  des Jahres 2007 wurde mehr als ein Wirkstoffrückstand in quantifizierbarer Menge gefunden. Als mögliche Quellen der Mehrfachrückstände können folgende Gründe genannt werden:

  • Anwendung von Kombinationspräparaten mit mehreren Wirkstoffen,
  • Anwendung unterschiedlicher Wirkstoffe während der Wachstumsphase für die Bekämpfung verschiedener Schadorganismen,
  • gezielter Wirkstoffwechsel, um der Entwicklung von Resistenzen bei Schaderregern entgegen zu wirken,
  • Anwendungen auch während der Lagerung und/oder beim Transport,
  • Zusammensetzung einer Probe aus Bestandteilen unterschiedlicher Partien.

Ebenfalls ist es möglich, dass die gute landwirtschaftliche Praxis bei der Anwendung von Pflanzenschutzmitteln nicht ausreichend angewendet wurde. Werden in einer Probe mehrere Pflanzenschutzmittel mit dem gleichen Wirkungsmechanismus gefunden, so liegt der Verdacht nahe, dass von Produzenten unterschiedliche Substanzen verwendet werden, um Überschreitungen der Höchstmengen für einzelne Pflanzenschutzmittel zu vermeiden.

 

Detaillierte Angaben über die Mehrfachrückstände in den einzelnen Lebensmitteln enthalten die Tabellen „Anzahl der Rückstände und deren Häufigkeiten in den untersuchten Lebensmitteln“ und „Einzelheiten über Proben mit Mehrfachrückständen (>=2) in einer Probe“.

Auch bei den Mehrfachrückständen gab es Unterschiede zwischen den einzelnen Obst- oder Gemüsearten. Die zehn Produkte mit den meisten Mehrfachrückständen („surveillance sampling“- Proben) sind in der Tabelle 7 dargestellt (berücksichtigt wurden Lebensmittel, bei denen mindestens 100 Proben untersucht wurden).

Tabelle 7: Lebensmittel mit den meisten Mehrfachrückständen 2007
LebensmittelAnzahl
der
Proben
Proben mit Mehrfach­rückständen in %Max. Anzahl der
Rückstände
Paprikapulver Fruchtgewürz                 17279,730
Mandarine                    26675,69
Erdbeere               1.37569,215
Johannisbeere             24266,110
Himbeere                  12261,58
Pfirsich                     48458,515
Birne                  31957,722
Feldsalat                   14555,98
Salat                   82855,217
Rucola; Salatrauke                   12354,511

Zwei der in der Tabelle 7 aufgeführten Lebensmittel waren auch unter den „Top 10“ bei den Höchstmengenüberschreitungen: Paprikapulver Fruchtgewürz und Rucola.

Für die toxikologische Bewertung von Mehrfachrückständen sind noch keine allgemein anerkannten Methoden vorhanden. Derartige Methoden werden aber zurzeit entwickelt. Bei Stoffen, die einen einheitlichen Wirkungsmechanismus haben und additiv wirken, soll eine gemeinsame Bewertung durchgeführt werden. Bei einigen wenigen Wirkstoffgruppen sind bereits Summenhöchstwerte festgelegt worden. Bei Stoffen mit unterschiedlichen Wirkungsmechanismen sollen potentielle Wechselwirkungen analysiert werden. Eine detaillierte Prüfung wird aber schwierig sein, weil die gefundenen Mehrfachrückstände aufgrund der Vielzahl eingesetzter Wirkstoffe sehr unterschiedliche Zusammensetzungen haben.

Das Thema „Mehrfachrückstände“ wurde umfangreich im November 2005 bei dem „Zweiten Forum Verbraucherschutz“ im Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) diskutiert. Alle Beiträge dieses Forums sind auf der Homepage des BfR hier veröffentlicht worden.