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Labor für Formulierungschemie

Das BVL unterhält am Standort Braunschweig das Labor für Formulierungschemie (Referat 214), in dem Pflanzenschutzmittel auf ihre Zusammensetzung und ihre physikalischen, chemischen und technischen Eigenschaften untersucht werden. Seit 2013 ist das Labor nach der Norm DIN EN ISO/IEC 17025 bei der Deutschen Akkreditierungsstelle (DAkkS) akkreditiert, wobei die Akkreditierung für den in der Urkundenanlage (Registriernummer D-PL-17682-01-00) aufgeführten Akkreditierungsumfang gilt. Dieser schließt zur Zeit alle quantitativen Methoden ein, die auf Basis von GC/FID, GC/MS, GC/MS-Headspace, LC/UV und LC/MS durchgeführt werden. Außerdem sind mehr als die Hälfte der Methoden zur Untersuchung von physikalischen, chemischen und technischen Eigenschaften von Pflanzenschutzmitteln enthalten, die gemäß des unten genannten EU-Referenzdokuments für die Beurteilung der Verkehrsfähigkeit von Pflanzenschutzmitteln aussagekräftig sind.

Das Labor ist in verschiedenen Arbeitsbereichen tätig:

  • Es werden Pflanzenschutzmittel-Proben analysiert, die die Pflanzenschutzdienste der Bundesländer im Rahmen der Verkehrskontrolle nehmen. Diese schließt sowohl den Handel als auch Import, Transport, Herstellung und Um- bzw. Verpackung von Pflanzenschutzmitteln ein. Hierbei wird überprüft, ob die Ware den im Zulassungsverfahren bzw. im Genehmigungsverfahren für parallel gehandelte Pflanzenschutzmittel festgelegten Anforderungen entspricht. Die Herangehensweise bei der Beurteilung der Identität von Pflanzenschutzmitteln aus der Marktkontrolle ist im
    EU-Referenzdokument „Reference document illustrating best practices on analytical strategies and interpretation of results for the formulation analysis of plant protection products obtained during official market control“ der Kommissionsarbeitsgruppe „Working Group on Plant Protection Product Formulation Analysis“ veröffentlicht. Dieses beinhaltet im Wesentlichen auch die Vorgaben der Veröffentlichung von Vinke, C. (2014) „Bewertung von Untersuchungen an Pflanzenschutzmitteln aus der Marktkontrolle“ (Journal of Consumer Protection and Food Safety), die bis zur Fertigstellung des EU-Referenzdokumentes als Beurteilungsgrundlage für die Verkehrsfähigkeit von Pflanzenschutzmitteln diente und hinsichtlich einiger zusätzlicher Definitionen und Informationen im Bedarfsfalls ergänzend herangezogen wird.
  • Im Zulassungsverfahren werden in bestimmten Fällen Proben von der antragstellenden Firma angefordert und im Labor auf die Einhaltung der festgelegten Spezifikationen zu überprüft.
  • Im Genehmigungsverfahren für den Parallelhandel wird in Einzelfällen ebenfalls überprüft, ob das parallel gehandelte Pflanzenschutzmittel mit dem in Deutschland zugelassenen Referenzmittel übereinstimmt.
  • Im Auftrag von Gerichten werden Proben zur Gutachtenerstellung auf Identität und Verkehrsfähigkeit von Pflanzenschutzmitteln untersucht.
  • Es wird an internationalen Programmen zur Neu- und Weiterentwicklung von Testverfahren und Analysemethoden mitgearbeitet.

Das Labor für Formulierungschemie ist aufgrund der Akkreditierung und seiner gesetzlichen Aufgaben zur Unparteilichkeit verpflichtet und kann deshalb keine Untersuchungsaufträge von Privatpersonen annehmen.1

Zur Ermittlung von validen Untersuchungsergebnissen muss ein besonderes Augenmerk auf die Entnahme von repräsentativen Analysenproben aus dem zu untersuchenden Pflanzenschutzmittelgebinde gelegt werden. Das Labor richtet sich diesbezüglich nach der gemeinsamen Veröffentlichung des DAPA (Deutschsprachiger Arbeitskreis für Pflanzenschutzmittel-Analytik) und des DAPF (Deutschsprachiger Arbeitskreis für Pflanzenschutzmittel-Formulierungen) Vinke, C. (2021) „Analysis of plant protection produchts: techniques and particularities of sampling in the laboratory“ (Journal of Consumer Protection and Food Safety, 16, pages 183–188 (2021).

Auf Grundlage von fünf analytischen Messprinzipien (GC/FID, HPLC/UV, GC/MS, Headspace/GCMS, LC/MS) hat das Labor Basismethoden entwickelt, die in Form von analytspezifischen Anhängen ergänzt und validiert werden. Dadurch stehen dem Labor analytische Methoden für die Bestimmung der Gehalte von mehr als 200 Wirkstoffen, Beistoffsubstanzen, Verunreinigungen sowie Fremdsubstanzen zur Verfügung.

Zur Untersuchung der physikalischen, chemischen und technischen Eigenschaften von Pflanzenschutzmitteln stehen dem Labor die vom CIPAC veröffentlichten Untersuchungsmethoden zur Verfügung. Es kommen aber auch Methoden der OECD zum Einsatz.

Ein im Labor entwickeltes Verfahren zur Screening-Analytik mittels GC/MS ermöglicht vor allem in flüssigen Pflanzenschutzmitteln die Identifizierung von Substanzen, die laut Zulassung nicht enthalten sein dürfen.

Die bestehenden Analysemethoden und Untersuchungsverfahren werden stetig weiterentwickelt und um neue Verfahren ergänzt. Dieses erfolgt unter anderem auf Basis von nationalen und internationalen Ringversuchen, an denen auch das Labor beteiligt ist. Durchgeführt werden diese Ringversuche vor allem im Rahmen der Arbeiten des DAPA, des DAPF sowie des CIPAC.

Die Ergebnisse der durchgeführten Untersuchungen werden in Jahresberichten zusammengefasst und veröffentlicht (siehe unten).

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1 Bei Problemen oder Auffälligkeiten bei Pflanzenschutzmitteln oder deren Anwendung wenden Sie sich bitte an den für Sie zuständigen Pflanzenschutzdienst. Dieser kann im Zweifelsfall Proben zur Untersuchung an das Labor für Formulierungschemie übersenden.

Jahresberichte zu den Untersuchungen von Pflanzenschutzmittelproben