Webseite des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

Üben für den Ernstfall

BVL organisiert Krisenübung zum gesundheitlichen Verbraucherschutz im Bereich kosmetische Mittel

Datum: 28.04.2021

In Krisen schnell, effizient und angemessen reagieren, das ist das Ziel des Krisenmanagements der für die Überwachung von Lebens- und Futtermitteln, Bedarfsgegenständen sowie kosmetischen Mitteln zuständigen Behörden und Institutionen des Bundes und der Länder. Um die dafür existierenden Krisenpläne einem realitätsnahen Praxistest zu unterziehen, wurde am 27. und 28. April eine Bund-Länder-Krisenübung im Bereich kosmetische Mittel durchgeführt. Gegenstand der Übung waren durch Hautcremes verursachte starke allergische Reaktionen. Die Organisation der Übung hatte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) übernommen.

Auf Bundesebene gehörten neben dem BVL das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL), die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) und das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) zu den Übenden. Von Seiten der Länder haben Bayern, Niedersachsen und Nordrhein-Westfalen an der Übung teilgenommen.

Der Übungsschwerpunkt lag auf einer „Live“-Alarmierung zur Überprüfung der technischen und personellen Einsatzbereitschaft der beteiligten Einrichtungen. Dazu wurden u. a. die vorhandenen Krisenräume aktiviert und Einsatzpläne erstellt. In Bezug auf die effiziente Zusammenarbeit der zuständigen Behörden wurde der schnelle und reibungslose Informations- und Datenaustausch über die vorgesehene, behördeninterne Dokumentenaustauschplattform getestet. Da Krisen oft ein großes mediales Interesse erzeugen und zahlreiche Presse- und Verbraucheranfragen bei den Behörden eingehen, lag ein weiterer Fokus der Übung auf einer angemessenen behördlichen Krisenkommunikation zur Unterrichtung der Öffentlichkeit.

Im Vorfeld war den Übenden lediglich der Themenbereich „kosmetische Mittel“ bekannt. Das konkrete Szenario, eine Häufung allergischer Hautreaktionen verursacht durch den unerlaubten Einsatz von Methylisothiazolinon (MI) als Konservierungsstoff in mehreren Hautcremes, wurde den Teilnehmenden erst im Laufe des aktiven Übungsgeschehens durch die gezielte Einspielung entsprechender Informationen offengelegt.

Übungsumsetzung

Die Federführung bei der Übungsumsetzung lag beim BVL. Die Verantwortlichen wurden bei der Planung, Vorbereitung, Durchführung und Auswertung von der auf Krisenmanagement und Krisenkommunikation spezialisierten Unternehmensberatung Advice Partners unterstützt.

Die übrigen beteiligten Einrichtungen waren durch Verbindungspersonen von Anfang an intensiv in die Vorbereitung der Übung eingebunden. Dazu wurden in mehreren Vorbereitungsgesprächen am BVL die verschiedenen Aspekte der Übungsumsetzung wie z. B. allgemeine und spezifische Übungsziele, das Szenario, der Übungsablauf, die Übungsbeobachtung, die Übungsregeln und die Art der Übungsauswertung festgelegt.

Die Übung wurde sehr realitätsnah ausgestaltet. Beispielsweise kam für den Bereich der sozialen Medien ein „Social Media Simulator“ zum Einsatz, mit dem die Krisenkommunikation in den sozialen Netzwerken authentisch simuliert werden konnte. Auch der Umgang mit vermehrten Verbraucheranfragen durch den bei der BLE angesiedelten „Verbraucherlotsen“ bzw. durch das als Krisen-Hotline aktivierte BVL Callcenter wurde realistisch geübt. Die Rolle besorgter Bürgerinnen und Bürger übernahmen zahlreiche BVL-Mitarbeitende, die sich per Telefon oder E-Mail mit verschiedensten Anfragen und Anliegen an die Verbraucherhotlines wandten.

Üben in Zeiten der COVID-19-Pandemie

Die weiterhin andauernde COVID-19-Pandemie stellte auch die Umsetzung und den Ablauf der Krisenübung 2021 vor besondere Herausforderungen. Die Mehrheit der Übungsteilnehmende nahm online, aus dem Homeoffice, teil. Das vom BVL betriebene Dokumentenmanagementsystem FIS-VL ermöglichte hierbei einen schnellen standort- und behördenübergreifenden Austausch zwischen den Teilnehmenden.

Darüber hinaus wurden in den übungsbeteiligten Einrichtungen mit Blick auf die Einhaltung der gültigen Abstands- und Hygieneregeln entsprechende Raumnutzungs-, Besprechungs- und arbeitsorganisatorische Konzepte entwickelt, um die Lagebewältigung auch unter Pandemiebedingungen sicherzustellen.

Auswertung

Die ausführliche Dokumentation des aktiven Übungsgeschehens bildet das Fundament für die Beurteilung der erfolgreichen Übungsdurchführung.

In der aktuellen Übung wurde der Verlauf an allen Hauptschauplätzen der beteiligten Einrichtungen durch Beobachtende aufgezeichnet. Diese setzten sich, wo die gültigen Hygiene- und Abstandsregeln dies zuließen, jeweils aus einem internen Beobachtenden der übungsbeteiligten Einrichtungen und einem externen Beobachtenden der unterstützenden Unternehmensberatung zusammen (Vier-Augen-Prinzip).

Des Weiteren waren alle übungsbeteiligten Personen aufgerufen, im Anschluss an die Übung einen Evaluierungsbogen auszufüllen. Ergänzend dazu wurden im Rahmen einer direkten Übungsnachbesprechung die noch „frischen“ Eindrücke und Erfahrungen der Übungsbeteiligten festgehalten.

Die zusammengetragenen Beobachtungen und Erkenntnisse bilden die Grundlage einer ausführlichen Evaluierung.

Hintergrund

Krisenübungen sind ein elementarer Bestandteil moderner Krisenmanagementsysteme. Mit ihrer Hilfe können festgelegte Strukturen, Abläufe und Kommunikationswege unter realitätsnahen Bedingungen einem Praxistest unterzogen werden. Bestehende Konzepte und Leitfäden werden evaluiert, die Vorgaben auf Funktionalität und Praktikabilität überprüft, die Handlungssicherheit der Mitarbeitenden trainiert und die Zusammenarbeit sowie das gegenseitige Verständnis verbessert.

Dabei beschränkt sich der große Nutzen von Krisenübungen nicht nur auf die aktive Übungsphase. Schon in der Planungs- und Vorbereitungsphase werden wichtige Impulse für den kontinuierlichen Verbesserungsprozess gesetzt, wenn in den regelmäßigen Vorbereitungssitzungen die für Ereignisse und Krisen festgelegten Strukturen, Abläufe und Kommunikationswege beleuchtet und auf den Prüfstand gestellt werden.

Aufgrund ihrer herausragenden Bedeutung werden Krisenübungen im Geschäftsbereich des BMEL bereits seit 2005 in unterschiedlicher Übungstiefe, Beteiligung und fachlicher Ausrichtung regelmäßig durchgeführt. Die aktuelle Krisenübung 2021 bildete dabei den Startpunkt für eine neue, mehrjährige Übungsserie unter Federführung des BVL.

Ausgabejahr 2021
Datum 28.04.2021

Pressekontakt

Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL)
Presse und Öffentlichkeitsarbeit • Gerichtstraße 49 • 13347 Berlin
Telefon: 030 18444 -88250 • Fax: 030 18444 -89999
E-Mail Adresse: presse@bvl.bund.de