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Antiparasitika zur äußerlichen Anwendung für Haustiere – eine Gefahr für Meisen und andere Wildvögel?

Datum: 03.03.2020

Eine Studie aus den Niederlanden „Kohlmeisensterben und Bekämpfung der Buchsbaummotte“ (1) wirft Fragen zur Umweltverträglichkeit von häufig bei Hund und Katze verwendeten Antiparasitika auf. Hintergrund der Studie waren vermehrte Hinweise aus der Bevölkerung über tot aufgefundene Kohlmeisennestlinge. Etwa zeitgleich hatte sich in den Niederlanden der Buchsbaumzünsler, eine invasive Schmetterlingsart aus Ostasien, stark vermehrt. Der Verdacht lag nahe, dass die zu seiner Bekämpfung eingesetzten Pestizide die Nestlinge durch Verfütterung der Raupen vergiftet haben könnten.

Für die Studie wurden tote Nestlinge aus allen Landesteilen gesammelt. Es wurden 31 Proben aus städtischer und 10 Proben aus ländlicher Umgebung auf Schadstoffe untersucht.

Insgesamt konnten 26 verschiedene Pestizide in den Proben identifiziert werden. Darunter waren Herbizide und Fungizide, die im Pflanzenschutz verwendet und von Vögeln mit dem Futter aufgenommen werden können, sowie Insektizide, die zur Bekämpfung von Ektoparasiten bei Tieren zugelassen sind (Cypermethrin, Fipronil, Fluralaner, Imidacloprid, Permethrin, Propoxur, Pyriproxyfen). Die Konzentrationen der verschiedenen Pestizide waren laut Studie überwiegend nicht ausreichend, um den Tod der Nestlinge zu erklären, abgesehen von zwei Proben mit hohem Fipronil- bzw. Imidacloprid-Gehalt. Die Hypothese vom Nestlingssterben durch chemische Bekämpfung des Buchsbaumzünslers konnte nicht untermauert werden.

Antiparasitika zur äußerlichen Anwendung für Haustiere – eine Gefahr für Meisen und andere Wildvögel? Antiparasitika Quelle: moodboard

Meisen u. a. Wildvögel verwenden Tierhaare gerne als Nistmaterial. Tatsächlich fanden sich in Haarproben aus Meisennestern die gleichen Schadstoffe wie in toten Nestlingen. Daraus wurde geschlossen, dass Nestlinge diese Substanzen über die unbefiederte Haut aufnehmen.

Das Nestlingssterben kann, insbesondere in Städten, auf mehrere Faktoren zurückgeführt werden. Dazu gehören mangelnde Vielfalt und Verfügbarkeit von Insekten als Futterquelle sowie ein höheres Sterblichkeitsrisiko bei den Elterntieren (im Vergleich zu ländlichen Regionen). Die Autoren betonen, wie wichtig es ist, den Einsatz von Pestiziden im häuslichen Umfeld zu vermeiden und die Artenvielfalt im eigenen Garten zu fördern.

Tierhalter können selbst dazu beitragen, dass die Schadstoffbelastung von Vögeln nicht unnötig durch den Eintrag von Tierarzneimitteln in die Umwelt steigt:

Wenn Hunde oder Katzen mit Antiparasitika zur äußerlichen Anwendung (Lösungen zum Auftropfen auf die Haut, Halsbänder, Puder, Sprays) behandelt werden, sollten ausgebürstete Haare mit dem Hausmüll entsorgt werden. Dies gilt insbesondere für das Ausbürsten im Freien (Hundeauslaufgebiete, Parkanlagen, Gärten).

Bitte unterstützen Sie die Sicherheit von Mensch, Tier und Umwelt und melden Sie alle Verdachtsfälle von mangelnder Verträglichkeit bei Mensch und Tier, mangelnder Wirksamkeit und von Schäden in der Umwelt nach Anwendung von Tierarzneimitteln unter:

https://www.bvl.bund.de/SharedDocs/Downloads/05_Tierarzneimittel/formulare/Formular_zur_Meldung_einer_Nebenwirkung_ausfuellbar.pdf?__blob=publicationFile&v=2

 

(1)    Guldemond et al., 2019, Koolmezensterfte en buxusmotbestrijding, Pesticidenbelasting bij jonge koolmezen, https://www.clm.nl/publicatie/173/18, zuletzt abgerufen am 12.02.2020

Ausgabejahr 2020
Datum 03.03.2020

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