Webseite des Bundesamts für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit

Bericht aus dem Europäischen Schnellwarnsystem für Lebensmittel und Futtermittel 2020

Ethylenoxid häufigster Warnungsgrund

Datum: 06.10.2021

Über das RASFF informieren sich die Staaten der Europäischen Union und assoziierte Länder gegenseitig über potenziell gesundheitsgefährdende Lebensmittel, Futtermittel und Lebensmittelkontaktmaterialien wie Verpackungen, Geschirr oder Besteck. Die entsprechenden Produkte können so schnellstmöglich vom Markt genommen und die Verbraucher geschützt werden. 2020 wurden 3.862 Original-Meldungen und 11.062 Folgemeldungen über das Behördennetzwerk ausgetauscht. Die Gesamtzahl der Meldungen ist im Vergleich zum Vorjahr leicht gesunken (- 4 %).

Mehr als 90 % der RASFF-Meldungen betrafen im vergangenen Jahr Lebensmittel, 6 % Futtermittel und rund 3 % Lebensmittelkontaktmaterialien. Rund 23 % der Meldungen hatten einen Bezug zu Deutschland, d. h. das zu beanstandende Produkt wurde in Deutschland hergestellt, nach Deutschland geliefert oder an einer deutschen Grenzkontrollstelle abgewiesen. Deutschland selbst war mit 520 abgesetzten Originalmeldungen im vergangenen Jahr das aktivste Mitgliedsland im RASFF.

Entwicklung der Anzahl der RASFF-Meldungen Entwicklung der Anzahl der RASFF-Meldungen Quelle: © BVL

Ethylenoxid dominiert Statistik

2020 wurden vermehrt Meldungen zu Ethylenoxid in Sesamsamen (Lebensmittelbereich) aus Indien über das RASFF geteilt. Ethylenoxid ist ein farbloses, hochentzündliches Gas mit süßlichem Geruch, das in einigen Staaten außerhalb der EU zur Bekämpfung von Pilzen und Bakterien bei der Lebensmittelproduktion verwendet wird. Aufgrund seiner potenziell krebserregenden und erbgutschädigenden Wirkung ist es in der EU jedoch verboten.

Als Ethylenoxid im September vergangenen Jahres zunächst in Belgien bei einer Sesamlieferung aus Indien nachgewiesen worden war, weiteten auch andere Mitgliedstaaten ihr Untersuchungsspektrum aus. In der Folge wurden mehr als 300 Warnmeldungen zu dieser Thematik über das RASFF geteilt wurden. In Deutschland steht rund ein Drittel aller Warnmeldungen (173) damit im Zusammenhang.

Warnungen nach Kategorien

Der starke Anstieg der Warnmeldungen zu Ethylenoxid in Sesamsamen aus Indien spiegelt sich auch in den verschiedenen Warnkategorien des RASFF wider. Während in den vergangenen Jahren vor allem Nachweise von Mikroorganismen oder Schimmelpilzgiften (Mykotoxine) Schnellwarnmeldungen auslösten, waren im Jahr 2020 Rückstände von Pflanzenschutzmitteln, zu denen auch der Wirkstoff Ethylenoxid zählt, der häufigste Warnungsgrund. Unerwünschte Mikroorganismen wie Salmonellen und Listerien sowie mögliche Fremdkörper folgen bei Meldungen, die Deutschland betreffen, an zweiter und dritter Stelle.

Die am häufigsten genannte Produktkategorie war 2020 „Nüsse, Nussprodukte und Samen“, zu der auch die indischen Sesamsamen gehören. Etwa jede vierte Meldung (24 %), bei der ein Vertrieb nach Deutschland gemeldet wurde, entfielen auf diese Kategorie – gefolgt von den Kategorien „Geflügelfleisch und Geflügelfleischererzeugnisse“ (10 %) und „Getreide und Backwaren“ (9 %). „Obst und Gemüse“, im Vorjahr noch an erster Stelle der Produktkategorien, folgt mit 7 % auf Platz vier.

Bei den Herkunftsländern führt ebenfalls Indien die Statistik an. Mehr als ein Fünftel der Produkte (23 %), die über das RASFF gemeldet und in Deutschland gehandelt wurden, hatten dort ihren Ursprung. Es folgen Polen (10 %) und Deutschland selbst (9 %).

Die nationale Kontaktstelle beim BVL

Als nationale RASFF-Kontaktstelle erhält das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) alle Meldungen des Schnellwarnsystems. Ist ein gesundheitsgefährdendes Produkt nach Deutschland gelangt, so prüft das BVL die Meldung und leitet sie an die zuständigen Überwachungsbehörden in den Bundesländern weiter.

Vor Ort treten die Behörden an die betroffenen Unternehmen heran. Alle erforderlichen Maßnahmen – z. B. ein öffentlicher Rückruf – werden eingeleitet, damit das Produkt schnellstmöglich vom Markt genommen und somit die Verbraucher geschützt werden können.

Stellt sich währenddessen heraus, dass noch weitere Staaten mit dem Produkt beliefert wurden, so wird dies ebenfalls über das RASFF kommuniziert. Zusätzlich zu der Originalmeldung werden auch weiterführende Informationen z. B. zu Vertriebswegen und Analyseergebnissen in Folgemeldungen über das Netzwerk geteilt.

Neben der Europäischen Kommission, der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) und der EFTA-Überwachungsbehörde (ESA) sind 31 Staaten Mitglieder des RASFF-Netzwerks, darunter sämtliche EU-Mitgliedstaaten sowie Norwegen, die Schweiz, Liechtenstein und Island als assoziierte Staaten.

(A) TOP 10 Produktkategorien* (A) TOP 10 Produktkategorien* Quelle: © BVL

(B) TOP 10 Gefahrenkategorien* (B) TOP 10 Gefahrenkategorien* Quelle: © BVL

(C) TOP 10 Herkunftsländer* (C) TOP 10 Herkunftsländer* Quelle: © BVL

Ausgabejahr 2021
Datum 06.10.2021

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