BVL ermöglicht Bekämpfung von Glasflügelzikaden als Überträger bakterieller Krankheitserreger im Gemüseanbau
Datum: 26.05.2025
Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL) hat auf der Grundlage des Artikels 53 der EU-Pflanzenschutzmittelverordnung, nach umfangreicher und sorgfältiger Prüfung für das Pflanzenschutzmittel SIVANTO prime Anwendungen für einen Zeitraum von 120 Tagen zur Bekämpfung von Glasflügelzikaden in verschiedenen Gemüse-Kulturen ermöglicht. Dies erfolgte, nachdem im März 2025 bereits Notfallzulassungen für Pflanzenschutzmittel zur Bekämpfung von Glasflügelzikaden als Überträger bakterieller Krankheitserreger in Zuckerrübe und Ende April in Kartoffel genehmigt wurden.
Diese Notfallzulassungen sind, wie die Notfallzulassungen in Zuckerrübe und Kartoffel auch, in eine abgestimmte Strategie zur Bekämpfung der Glasflügelzikaden eingebettet. Sie sind daher lediglich als ein Baustein neben anderen Maßnahmen zu einer notwendigen Bekämpfung der Glasflügelzikaden zu sehen. Das Pflanzenschutzmittel SIVANTO prime mit dem Wirkstoff Flupyradifurone wurde für die folgenden Gemüse-Kulturen zugelassen:
Kultur | Zeitraum | zugelassene Menge | zugelassene Fläche |
---|---|---|---|
Möhre | 23.05.-19.09.2025 | 57 Liter | 150 ha |
Rote Beete | 23.05.-19.09.2025 | 85 Liter | 337 ha |
Blumen- und Kopfkohle | 23.05.-19.09.2025 | 250 Liter | 400 ha |
Aktuell sind im Anbau von Gemüse zur Bekämpfung von Glasflügelzikaden als Überträger bakterieller Krankheitserreger keine Pflanzenschutzmittel regulär zugelassen. Für die Notfallzulassung in Roter Beete und Blumen- und Kopfkohlen wurden neben den Glasflügelzikaden weitere Schadorganismen wie Blattläuse und Weiße Fliege berücksichtigt. Für diese stehen aktuell im Gemüsebau ebenfalls keine ausreichenden Bekämpfungsmöglichkeiten zur Verfügung.
Zum Schutz des Naturhaushalts, der Bienen sowie der Gesundheit von Anwendern, Arbeitern, Anwohnern und Umstehenden wurden diese Notfallzulassungen mit zusätzlichen Risikominderungsauflagen versehen. Hierzu gehören unter anderem Mindestabstände und die Ausbringung mit verlustmindernder Technik.
Auch im Rahmen dieser Notfallzulassungen darf das zugelassene Mittel, wie in den Kulturen Zuckerrübe und Kartoffel auch, nur nach vorherigem amtlichen Warndienstaufruf der zuständigen Pflanzenschutzdienste angewendet werden. Diese Warndienstaufrufe basieren auf Monitoringdaten zum Vorkommen der Glasflügelzikaden, die flächendeckend erhoben und ausgewertet werden.
Allgemeine Informationen zu Notfallzulassungen sowie Datenblätter veröffentlicht das BVL auf der Internetseite „Zulassungen für Notfallsituationen"
Hintergrundinformation:
In einigen Regionen Deutschlands tritt ein neuartiger Krankheitskomplex auf. Die beiden Krankheiten Stolbur und „Syndrome Basses Richesses“ (SBR) werden durch die Bakterien Candidatus Phytoplasma solani und Candidatus Arsenoponus phytopathogenicus ausgelöst. Die bakteriellen Erreger werden durch die sich rasch ausbreitende Glasflügelzikade in der Kultur Zuckerrübe und weiteren betroffenen Kulturen übertragen.
Das Besondere am aktuellen Schadgeschehen ist das meist gemeinsame Auftreten beider bakterieller Erreger. Für die Bekämpfung der Schilf-Glasflügelzikade kommt erschwerend hinzu, dass sie sich als Krankheitsüberträger (Vektor) binnen weniger Jahre mit der Kartoffel und verschiedenen Gemüsearten wie Karotten und Rote Beete neben der Zuckerrübe bereits weitere Wirtspflanzen erschlossen hat und sich an diesen ebenfalls voll entwickeln kann.
Die bakteriellen Erreger lassen sich nicht direkt bekämpfen.
Biologie und Mobilität des Vektors setzen dem Einsatz von Pflanzenschutzmitteln Grenzen, da der Zikaden-Zuflug in mehreren Wellen über die gesamte Vegetationsperiode erfolgt, die Übertragung der bakteriellen Erreger sehr schnell stattfinden kann und sich das Wirtspflanzenspektrum stetig ausweitet. Ein umfangreiches Monitoringkonzept wurde bereits etabliert, um die regionalen Flughöhepunkte für eine effiziente Bekämpfung zu bestimmen.
Zur Eindämmung der Zikaden-Population und Vermeidung einer weiteren Ausbreitung der Krankheitserreger sind regional aber auch kultur- und spartenübergreifend abgestimmte Strategien erforderlich, die möglichst alle bisher identifizierten Gegenmaßnahmen umfassen müssen. Im Rahmen umfangreicher Forschungs- und Entwicklungsvorhaben auf Bundes- und Landesebene wird zudem intensiv nach weiteren Bekämpfungsoptionen gesucht.
Ausgabejahr
2025
Datum
26.05.2025
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