OPSON XIII (2023/2024) - Waldheidelbeeren im Fokus

Mit der Operation OPSON gehen Behörden international seit dem Jahr 2011 gegen Lebensmittelbetrug vor. Koordiniert werden die Aktionen durch die europäische Polizeibehörde Europol. In Europa haben sich insgesamt 29 Staaten mit verschiedenen Untersuchungszielen an OPSON XIII beteiligt. Deutschland nimmt seit OPSON V im Jahr 2015 jährlich an den Operationen teil.

Schwerpunkt der deutschen Operation OPSON XIII

Die deutsche Operation war vor dem Hintergrund der gemeinsamen Beratungen zwischen Bund und Ländern auf Produkte mit der Angabe „Waldheidelbeeren“ in der Bezeichnung bzw. im Zutatenverzeichnis ausgerichtet. Als potentielle Verfälschung wurde die Substitution von Waldheidelbeeren (Vaccinium myrtillus L.) durch andere Heidelbeerarten (z.B. Vaccinium angustifolium, Vaccinium corymbosum) untersucht.

Ergebnisse in Deutschland

Im Zeitraum von Dezember 2023 bis Mai 2024 wurden in acht Bundesländern 70 Proben mit der Angabe „Waldheidelbeeren“ auf unlautere Praktiken untersucht. In 50 Prozent der Proben waren keine Waldheidelbeeren enthalten, sondern andere Heidelbeerarten. Die Probenahme fand vor allem im Einzelhandel statt, daneben wurden die Stufe des Onlinehandels, der Großhändler und Hersteller berücksichtigt. Die Behörden fokussierten sich bei der Untersuchung hauptsächlich auf Obstkonserven. Doch auch tiefgekühlte und getrocknete Erzeugnisse gehörten zum Probenspektrum. Ebenfalls herangezogen wurden je eine Probe Fruchtaufstrich und Saft. Die Auswertung ergab, dass 76 Prozent der analysierten Obstkonserven fälschlicherweise als Waldheidelbeeren deklariert wurden. Auch eine Probe getrocknete Waldheidelbeeren aus dem Onlinehandel wurde als irreführend beurteilt. Keine der anderen Produktgruppen zeigte Auffälligkeiten.

Grafik mit vier verschiedenen Heidelbeersorten Quelle: Adobe Stock- andagraf, - PHOTOERICK, - ID1974, - Makuba

Warum wurden Waldheidelbeeren untersucht?

Das Thema Substitution von Waldheidelbeeren wurde auf Vorschlag vom Land Berlin als OPSON XIII Schwerpunkt in Deutschland ausgewählt. Von den 28 Heidelbeerkonserven, die seit dem Jahr 2021 im Landeslabor Berlin-Brandenburg untersucht wurden, wurden 24 aufgrund der Substitution von Waldheidelbeeren durch andere Heidelbeerarten (in aller Regel Vaccinium angustifolium) als irreführend beurteilt. Verbraucherinnen und Verbraucher können nach den Leitsätzen der Deutschen Lebensmittelbuchkommission für Obsterzeugnisse bei Obstkonserven mit der Bezeichnung „Waldheidelbeeren“ erwarten, dass diese aus den Früchten der Waldheidelbeere Vaccinium myrtillus L. hergestellt werden [1]. Das ist für den Verbraucherschutz insofern bedeutsam, als „Waldheidelbeeren“ in der Regel zu höheren Preisen gehandelt werden als andere kommerziell relevante Heidelbeerarten (etwa Kulturheidelbeeren „Vaccinium corymbosum“) [2].

Teilnehmende

An der diesjährigen Aktion beteiligten sich acht Länder aktiv an OPSON XIII. Dazu zählen die Lebensmittelüberwachungsbehörden aus Baden-Württemberg, Bayern, Berlin, Brandenburg, Hamburg, Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein. Die Behörden aus Hessen, Bremen, Rheinland-Pfalz und Thüringen nahmen mit Beobachtungsstatus teil. Die Generalzolldirektion (GZD) stellte den Teilnehmenden eine Auswertung von Zolldaten über die Einfuhr bestimmter Vaccinium-Arten Warencodes zur Verfügung. Die am BVL angesiedelte länderfinanzierte, gemeinsame Zentralstelle „Kontrolle der im Internet gehandelten Erzeugnisse des LFGB und Tabakerzeugnisse“, kurz G@ZIELT, beteiligte sich mit einer Recherche zu Angeboten mit Waldheidelbeeren für deutsche Verbraucher mit Sitz des Lebensmittelunternehmens in Deutschland. Die Ergebnisse der Auswertung der GZD und der Recherche durch G@ZIELT wurden in einigen Ländern bei der Probenahme berücksichtigt. Das Bundeskriminalamt (BKA) beteiligte sich in der Funktion als nationale Kontaktstelle für Europol. Das Zollkriminalamt (ZKA) nahm federführend an der staatenübergreifenden Schwerpunktaktion gegen gefälschten Alkohol teil.

Das Nationale Referenzzentrum für authentische Lebensmittel (NRZ-Authent) am Max Rubner-Institut (MRI) war während der gesamten Aktion in den Austausch involviert und stand für eine potentielle Zusammenarbeit im Zuge von OPSON XIII zur Verfügung.

Europäische Schwerpunktaktionen bei OPSON XIII

Die spanischen Behörden koordinierten die Schwerpunktaktion zum Schutz von geografischen Herkunftsangaben und traditionellen Spezialitäten. Das Europäische Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF) koordinierte wie im Jahr zuvor den Kampf gegen gefälschten Alkohol in der Schwerpunktaktion zu alkoholischen Getränken.

Weitere Informationen:

Quellen:

[1] Leitsätze für Obsterzeugnisse in der Neufassung vom 5. April 2022; https://www.bmel.de/SharedDocs/Downloads/DE/_Ernaehrung/Lebensmittel-Kennzeichnung/LeitsaetzeObsterzeugnisse.pdf?__blob=publicationFile&v=2 (abgerufen am 08.07.2024, 11.06 Uhr)

[2] https://www.landeslabor.berlin-brandenburg.de/media_fast/282/2022-10-12_LLBB-PM_Authentizit%C3%A4tspr%C3%BCfung_Heidelbeeren_final.pdf (abgerufen am 08.07.2024, 11.13 Uhr)

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